48 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution.
Österreich und Deutschland. Die Kämpfe Karls V. mit Franz I. (I., § 68) und die religiösen Wirren im Reiche begünstigten ihre Erfolge. 1526 schlugen sie ein ungarisches Heer bei Mohaes, wobei der letzte Uugaruköuig fiel, und 1529 erschienen sie sogar vor Wien. Mußten sie von hier auch wieder abziehen, so blieben sie doch überein Jahrhundert lang im Besitz von Ofen-Pest und eines großen Teils des ungarischen Landes. Ein weiteres Vordringen versuchten sie in den ersten Jahren der Regierung Leopolds I. Leopold bedrückte die Protestanten in Ungarn und entzog dem dortigen Adel verschiedene seiner Privilegien. Ein infolgedessen ausgebrochener Aufstaud veranlaßte die Türken zu neuen Angriffen. Allein der kaiserliche Feldherr Montecucnli brachte ihnen bei St. Gotthard a. d. Raab 1664 eine Niederlage bei und trieb sie in ihre bisherigen Stellungen zurück.
Die Türken vor 2. Ein ernster Vorstoß der Türken erfolgte in den achtziger Jahren, Wlc» io83. ^rmals veranlaßt durch des Kaisers Strenge gegen die Ungarn und die aufständischen Bewegungen unter dem Volke. Die fortgefetzten Versuche des Kaisers, die Gegenreformation durchzuführen, und empfindliche Verletzungen der Land rechte hatten insbesondere bei dem Adel, der im nationalen Selbstgefühl die Habsburger als Fremde (Deutsche) ansah, große Erbitterung hervorgerufen. Unter dem Einfluß derselben bildete sich eine gegen Österreich gerichtete Verschwörung. Die Entlarvung und Verfolgung der Verschworenen führte zur Empörung. An der Spitze der Rebellen stand Graf Tököly, ein leidenschaftlicher Mann, der in kurzer Zeit ganz Ungarn in die Bewegung hineinriß. Um des Erfolges sicher zu sein, trat er in Verbindung mit den Türken und hier fand er bereitwilliges Entgegenkommen. Der Sultan Mohammed Iv. erklärte im Frühjahr 1683 an Österreich deu Krieg und bald darauf rückte der kampfeslustige Großvezier (erster Minister) Kara Mustafa mit einer über 200 000 Mann starken Armee in Österreich ein. Das deutsche Volk zitterte; es sah Vaterland und Religion in Gefahr. Der Kaiser wandte sich mit eindringlichen Mahnrufen an die Reichsfürsten; er selbst aber flüchtete sich von Wien nach Linz und dann uach Passau. Unaufhaltsam schritten die Türken vorwärts; fchon im Juli 1683 kam es zur Belagerung von Wien; in weitem Umkreis glich die Gegend einem wogenden Meere. In der Stadt herrschte der ernste Wille, im Widerstände das Äußerste zu wagen, indem man bestimmt hoffte, das Reich werde zur rechten Zeit die erforderliche Hilfe fenden. Das größte Verdienst um die Verteidigung und endliche Rettung der Stadt erwarb sich der Kommandant derselben, Graf Rüdiger von Starhemberg, der die Bürgerschaft und die Soldaten immer zu neuem Kampfe anspornte und mit ruhiger Umsicht und ausdauerndem Heldenmut alle
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Extrahierte Ortsnamen: Französischen_Revolution Deutschland Karls Wien Ofen-Pest Leopolds Ungarn Ungarn Ungarn Wien Linz Wien
§ 87. Der Nordische Krieg 1700—1721.
49
Sturmangriffe auf Wälle und Mauern zurückschlug. Nach acht baugeu Wochen der Belagerung (Juli bis September), während welcher Notsignale den Provinzen den jammervollen Zustand der Stadt anzeigten, meldeten vom Kahlenberg aufsteigende Raketen die Ankunft eines Entsatzheeres. Reichstruppen mit Herzog Karl von Lothringen waren erschienen; unter ihnen befanden sich Bayern und Sachsen unter der persönlichen Führung der Kurfürsten Max Emannel und Johann Georg Iii.; auch hatte sich mit ihnen der edle Polenkönig Sobieski verbunden. Am 12. September erfochten die Verbündeten einen glänzenden Sieg. Eine unermeßliche Beute an Kanonen, Zelten, Ochsen, Kamelen, Getreide, Kassee (der Gebrauch desselben wurde von da ab allgemein), Gold und Schmucksachen fiel den Siegern anheim.
3. Die Überwundenen flohen nach Ungarn und dort dauerte der Vertreibung der Kamps noch eine Reihe von Jahren sort. 1686 wurden die Türken ^Ungarn'4 aus Ofen-Pest vertrieben, 1687 bei Moha es geschlagen und 1688 wurde Belgrad, das alte „türkische Ausfallsthor gegen Ungarn", erobert, wobei sich Max Emannel durch stürmische Tatkraft und durch Wagemut auszeichnete. Die günstigen Waffenerfolge benützte der Kaiser, um seine Macht in Ungarn zu befestigen und über die staatsrechtliche Stellung des Königreiches endgültig zu entscheiden.
Nach einem über den Adel verhängten Strafgericht zwang er 1687 auf dem Reichstag zu Preßburg die ungarischen Stände, in die Aufhebung des Wahlkönigtums zu willigen und die Erblichkeit der ungarischen Krone im Hanse der Habsburger anzuerkennen. — 1697 kam es noch einmal zu einer furchtbaren Schlacht bei Zenta a. d. Theiß, wo Prinz Eugen, dem unterdessen der Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen übertragen worden war, sein glänzendes Feldherrngenie entfaltete. Die den Türfon' zugefügte verlustreiche Niederlage führte 1699 zum Frieden von Karlowitz
(oberhalb der Theißmündung). Die Türkei trat an Österreich fast ganz Ungarn, dann Siebenbürgen, Kroatien und Slavonien ab.
Damit hatte das Reich der Habsburger, das mehr und mehr aus
Deutschland herausgewachsen war, im allgemeinen seinen heutigen
Umsang gewonnen.
§ 87.
Der Nordische Krieg 1700—1721.
1. Der Nordische Krieg spielte sich zwar hauptsächlich aus außerdeutschem Boden ab, war aber in seinem Verlaufe und in seinen Folgen für einige deutsche Staaten bedeutsam und möge daher hier eine kurze
Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 4
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Lothringen Karl Max_Emannel Max Johann_Georg_Iii Johann Sobieski Max_Emannel Max Zenta Eugen Eugen Karlowitz
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Ungarn Belgrad Ungarn Ungarn Kroatien Deutschland
150 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß.
§ 117.
Nebenkämpfe des Krieges von 1809. Napoleon auf dem Gipfel feiner Macht.
Franzosen- und
Stimmung1®6 1- Vor Beginn des österreichischen Krieges richtete Franz I. an
2trdl' alle Deutschen einen Aufruf zur tätigen Mitwirkung an dem Sturze
Napoleons. Die daran geknüpften Hoffnungen gingen zwar nicht in Erfüllung; es kam jedoch in einigen Gebieten des Vaterlandes zu kühnen Erhebungen, welche die im Volke eingetretene Sinnesänderung erkennen ließen. Vor allem übte jener Aufruf eine zündende Wirkung auf die Tiroler, die feit bent unglücklichen Preßburger Frieden (1805) Untertanen des bayerischen Staates waren. Nur mit dem größten Widerstreben hatten sie sich in die neue Ordnung der Diuge gefügt, die sie (namentlich die Einführung der Konskription) als einen schmerzlichen Eingriff in alte Rechte empfanden. Zudem haßten die glaubenstreuen Tiroler die Bayern als Verbündete der gottesleugne-rischen Franzosen. Als sich nun Österreich ernstlich zum Kampfe Erhebung, rüstete, da hielt mau den heißerfehnten Augenblick zur Losreißung von Bayern für gekommen. Der Geist der Erhebung fuhr durch das biedere Bauern-, Hirten- und Jägervolk. Sturmglocken in den Tälern und Feuersäulen auf den Bergen gaben das Signal zur Abschüttelung des brüefenben Joches. Aus nah und fern eilten in Scharen die begeisterten Kämpfer herbei. Art die Spitze der Bewegung stellte sich der Saubwirt Andreas Hofer aus dem Paffeiertal (bei Meran),
ein frommer, schlichter Mann, der wegen seiner Tapferkeit, feines ehrenwerten Charakters und seines offenen, treuen Wesens in hoher Achtung staub. Anbere Leiter waren Joseph Speckbacher und der Kapn-zinerpater Haspittger. Andreas Hofer führte feine Haufen nach Innsbruck, dem Mittelpunkte des Landes. Dort stießen sie auf ein
Die Kämpfe am bayerifch-frattzvsisches Heer. Nach furchtbarem Kampfe am Berge
Jselberge. Jfel (südlich von Innsbruck) wichen die Feittbe zurück und die Sieger
hielten unter dem Jubel des Volkes ihren Einzug in die Hauptstabt
(April 1809). Einige Tage später erscholl die Kunde von der Niederlage der Österreicher bei Regensburg und bald darauf erschien ein
bayerisches Heer unter Wrede. Abermals entbrannte ein hartnäckiger Kamps ant Jselberge (Mai) und wiederum gelang den helben-
mütigen Tirolern die Besiegung ihrer Bebrücfer. Nun folgten einige
ruhige Monate. Die Vorgänge um Wien machten die Zusammensetzung aller Napoleottifchett Streitkräfte zur Notweubigkeit. Nach der Wagramer Schlacht aber brangett neue Heeresmaffett gegen das schone Berglanb vor. Die Tiroler wagten den äußersten Wiberftanb.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Franz_I. Franz_I. Napoleons Andreas Hofer Joseph_Speckbacher Andreas_Hofer Wrede Kamps
Extrahierte Ortsnamen: Wiener_Kongreß Napoleons Bayern Paffeiertal Meran Regensburg Wien
§ 117. Nebenkämpfe des Krieges von 1809.
151
Wunderbarerweise erzwang sich Andreas Hofer auch jetzt wieder den Einzug in Innsbruck (August), wo er nun eine Zeit als „Ober-kommandant o du Xi rot" von der Hofburg aus das Land regierte.
Der Schönbrunner Friede machte dem Unabhängigkeitstraum des Uttt^dru^mg wackeren Volkes ein jähes Ende. Obwohl Franz I. wenige Monate »ach dem Sckön-
t- , ~ * • rv . brunner Frieden.
vorher die Zusicherung gegeben hatte, „daß er keinen frieden billigen werde, der das treue Land Tirol von dem Körper des österreichischen Kaiserstaates losreißen würde," so gab er es doch seinem Schicksale preis. Mit verstärkter Macht fielen Franzosen und Bayern ein und brachen in kurzer Zeit (November) allen Widerstand des Volkes.
Speckbacher und Haspinger retteten sich durch die Flucht. Andreas Hofer entwich auf das Gebirge und sand hoch oben in einer beschneiten Sennhütte Schutz gegen die ihm nachstellenden Feinde.
Allein sein Aufenthaltsort blieb nicht lange verborgen. Leider übte
eine gemeine Seele um schnöden Gewinnes willen Verrat. Infolgedessen wurde Hofer im Januar 1810 vou französischen Soldaten ergriffen und nach Mantua abgeliefert, wo man ihn, da er sich weder reuig zeigte, noch um Gnade bat, zum Tode verurteilte. Mit unverbundenen Augen, standhaft bis zum letzten Augenblick, empfing er als echter Märtyrer feines Volkes auf den Festungswällen der Stadt die wohlgezielte Kugel und damit den Tod, „den er so manchesmal vom Jselberg gesandt ins Tal" <20. Februar 1810).
2. Die Erhebung von Tirol war nur eine der begleitenden Er- Aufstand sont-
scheinimgen des großen Krieges von 1809. Ähnliche Bewegungen bcuj' 111 Sm,et'
kamen gleichzeitig in Norddeutschland vor. Nahmen sie auch hier nicht
die Ausdehnung des Tiroler Aufstandes an, so waren sie doch bedeutsame Kundgebungen der im Volke vorhandenen Stimmung: der Erbitterung über die Fremdherrschaft und der Sehnsucht nach Befreiung.
Der dem hessischen Adel ungehörige Oberstleutnant v. Dörnberg, welcher in westfälischen Diensten stand, faßte im April 1809 bett Gedanken, mit Hilfe feines Bataillons und der grollenden hessischen Bauern den König Jerome in feiner Hauptstadt Kassel anzugreifen.
Allein beim Verfuch, den Plan auszuführen, zeigte sich die Unzuverlässigkeit seiner Streitkräfte. Soldaten und Bauern stoben bei dem ersten Geschützfeuer auseinander. Dörnberg entkam. —
3. Eine andere Schilderhebung nahm in Schlesien ihren Anfang.
Seele derselben war der Herzog Friedrich Wilhelm von Braun - Wm von Braun-schweig - Ols, Sohn des bei Auerstädt besiegten Herzogs. Er haßte in Napoleon den Zerstörer seiner Dynastie und den „Feind des Vaterlandes", warb, nachdem Österreich den Krieg erklärt hatte, ein Freikorps (die „Schwarze Legion der Rache") und beschloß, aus immer größeren Zuzug hoffend, den Angriff aus das Königreich Westfalen und die Zurückeroberung seines Herzogtums. Seine Helden, die am
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Extrahierte Personennamen: Andreas_Hofer August Schönbrunner_Friede Franz_I. Andreas_Hofer Dörnberg Friedrich_Wilhelm_von_Braun Friedrich Wilhelm Napoleon
46 §. 25-26. Mittlere Geschichte, 476-1517.
obert und den Christen der Zutritt zu den H. Orten gestartet. Streit und Heimkehr der Fürsten. Richard Löwenherz von Herzog Leopold von Oesterreich und von Kaiser Heinrich Vi. bis zur Zahlung eines Lösegeldes (1194) gefangen gehalten.
1202-1204. Vierter (sog.) Kreuzzug (1202—1204). Französische Kreuzfahrer unter Graf Balduin von Flandern und Venetianer erobern Constantinopel, zunächst für Isaak Angelus gegen dessen Bruder Alerius Iii. und gründen dann daselbst das lateinische Kaiser-thum (1204), welches Michael Paläölogus von Nicäa aus (1261) wieder zerstört.
Anderweitige sog. Kreuzzüge: a) der Kinder, von Südfrankreich aus (1212); b) des Königs Andreas von Ungarn gegen Damiette (bei Alerandria; 1219); c) des päpstlichen Legaten und der französischen Könige gegen die ketzerischen Waldens er und Albigenser in Südfrankreich (1209 — 1229).
1228-1229. Fünfter Kreuzzug (1228—1229). Kaiser Friedrich Ii., im Banne Gregor's Ix., schließt einen Vertrag mit Sultan Kamel, krönt sich als „König von Jerusalem". Ein Angriff der päpstlichen Söldner auf Friedrich's Erbland Sicilien nöthigt den Kaiser zur Heimkehr.
1248-1254. Sechster und siebenter Kreuzzug (1248—1254 u.
1270). — Jerusalem von den türkischen Chowares-miern erobert (1244). Ludwig Ix. der Heilige, König von Frankreich, nach der Eroberung von Damiette gefangen genommen (1248) und durch Lösegeld frei, erliegt auf einem neuen Zuge vor Tunis einer 1270. Seuche (1270). Akko und die übrigen Besitzungen der Christen in Palästina von den Mamelukken, Leib-1291. Wächtern des ägyptischen Sultans, erobert (1291).
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Extrahierte Personennamen: Richard_Löwenherz Leopold_von_Oesterreich Leopold Heinrich_Vi Heinrich Balduin Isaak_Angelus Isaak Michael_Paläölogus_von_Nicäa Südfrankreich Andreas_von_Ungarn Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_Ix Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Alerandria Südfrankreich Sicilien Jerusalem Frankreich Palästina
1655.
1861-1865.
1861.
1864.
1867.
102 §. 55-56. Neuere Geschichte, 1517—1873.
sehen nach elfmonatlicher Belagerung (und Erstürmung des Malakoffthurincs durch Pclissicr) die Festung Selb a st o p o l (Sept. 1855). Pariser Friede (1856). Rußland tritt die Donaumündungen an die Türkei ab. Kaiser Alexander Ii. (seit 1855). Aushebung der Leibeigenschaft (1861).
b. In der Türkei wird (unter Abdul Med schid, 1839 — Gl und Abdul Aziz) den Christen Gleichberechtigung mit den Muhamedauern wenigstens versprochen. Mohamed Ali erhält Aegypten als erbliches Lehen (1840). Die Donau fürste nthümer Moldau und Walachei werden ein selbständiges Fürstenthum „Rumänien" 1859. (Fürst Karl vou Hohen-zollern seit 1866).
c. Griechenland. Nach Entthronung Otto's 1862 (t 1867) regiert Georg I. (von Dänemark). Griechenland erwirbt die jonischen Inseln 1863.
E. Amerika.
a. Bürgerkrieg in den nord amerikanischen Freistaaten 1861—1865. Sieg der Nordstaaten (Präsident Lincoln, ermordet Ib65) über die con-föberirten Südstaaten. Abschaffung der Sklaverei (1866). Nach dem Frieden neuer Aufschwung der nord-amerikanischen Freistaaten.
b. Expedition der Franzosen gegen Merikü 1861 (Jnarez Präsident der mexikanischen Republik, rücksichtslos gegen Europäer). Erzherzog Maximilian, Bruder des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich wird Kaiser von Mexiko (1864), aber auf Juarez Befehl erschossen (1867); Mexiko wieder Republik.
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Ii Alexander Abdul_Aziz Mohamed_Ali Karl_vou_Hohen-zollern Karl Maximilian Maximilian Franz_Joseph_von_Oesterreich Franz
Extrahierte Ortsnamen: Türkei Griechenland Griechenland Amerika Mexiko Mexiko
110
Geschichte des Mittelalters.
Hi. Abschnitt. Vom Anfänge der Kreuz«
züge bis zur Entdeckung von Amerika.
(1696 — 1492.)
Die europäische Menschheit war nicht bestimmt, an
den Banden des Lehenwesens und der.hierarchie ewig
gegängelt zu werden; noch war hohe Kraft in ihr,
und diese wollte sich austoben. Ein willkommner Ruf
war es also, als der Papst Urban Ii. durch einen
Einsiedler, Peter von Amiens, die Christen auffordern
ließ, das heilige Grab zu Jerusalem, oder vielmehr
das ganze heilige Land den Ungläubigen wieder zu
entreißen. Zwar ehrten die Araber, seit 657 Herren
des Landes und der Stadt, die auch ihnen heilig war,
den andächtigen Eifer der frommen Pilger, deren schon
seit Eonstantin jährlich Tausende dahin zogen, und
ehrwürdige Ueberbleibsel der Ehristuözeit (Reliquien)
mit zurückbrachten. Allein die Seldschucken, ein Türken«
stamm, bemächtigten sich deö Landes, erschwerten den
Zutritt zu den heiligen Orten, und plagten die Christen
aufs äußerste. Darum fand der mit (angeblich vom
Himmel gefallenen) Briefen r n Palästina kommende
feurige Clauöner aus seinem Esel, überall Anhang;
und auf den Kirchenversammlungen von Piacenza und
zu Elermont hefteten Tausende, im heiligen Eifer ein
rothes Kreuz auf die Schulter» als Zeichen ihrer from-
men Unternehmung (10y5). Viele warteten gar nicht
ab, bis ein ordentlich gerüsteter Zug zu Stande kam;
sondern liefen unter Peters, andere unter des Ritter
Walter Habenichts Anführung voraus, ohne Lebens-
mittel, Waffen, Wegweiser (einmal sollten eine Gans
und Ziege den Weg zeigen), kamen aber auch meistens
um; andere sielen über die armen Juden her, und
verbrannten ihrer viele. Endlich kam auch der wohl-
geordnete Hauptzug zu Stande. Gottfried von Bouil-
lon, Herzog von Ntederlothringen, Balduin von Flan-
dern, Raimund von Toulouse, Robert von der Nor-
mandie, Stephan von Blois, Fürst Boemund von
Tarent, Tancred fein Vetter (der Achill deö Zuges),
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111
der edle Walter vom Thurm zu Limoges mit seinem
treuen Löwen und tausende von hochgebornen Herren
mit ihren Mannen und Reisigen, zusammen wohl
300,000 Franzosen, Lothringer, Flandrer, Normannen,
Jtaliäner, brachen am 15. Aug. 1096 auf. Nach unsäg-
lichem Kampfe und Elend kamen durch Ungarn, Bul-
garenland, das Griechenreich, Kleinasiens Türkenstaaten,
nur noch 40,000 Mann vor Jerusalem, und am I 5.
Zuli 101)9 wehte nach blutigem Sturme dir Kreuzes-
fahne auf den Zinnen der heiligen Stadt. Der edle
Gottfried nahm demüthig die angetragene Königskrone
nicht an, sondern nannte sich nur Baron von Jerusa-
lem und Schutzherr des heiligen Grabes. Erst sein
Bruder Balduin wurde (1100) König auch dem Na-
men nach.
So begann eine Reihe Unternehmungen, welche
einer umgekehrten Völkerwanderung von Westen nach
Osten glichen, in gleichfalls 200jahren gegen 7,000 000
nach Asien führten, von denen kaum ein Zehutheil die
Heimath wieder sah. Es war das erstemal, daß alle
germanischen Völker zu einem großen Plane sich ver-
einten; neu, aber zeitgemäß war die Idee, und Fürst
und Bauer, (der durch Theilnahme frei wurde) Ritter
und Kaufmann. Fromme und Sünder, nahmen gleich
freudig daran Theil.
Bald wurde das neue Königreich von Antiochia
an längst des Mittelmeeres bis gegen Aegypten hin
ausgedehnt, aber ohne neue Züge und Verstärkungen
hätte es sich schwerlich behaupten können. Wirklich
zogen nun immer neue Schaaren aus, besonders 1147,
wo zum erstenmal ein deutsches Heer mit seinem Kö-
nige Konrad ll 1. und Frankreichs Ludwig der siebente
dahin aufbrachen. Allein, so wie dieser Zug Jerusalem
fast gar nicht erreichte, wurden auch hier die Könige
immer schlaffer, die Feinde aber immer zahlreicher und
thatiger. So gelang es dem sarazenischen Beherrscher
Aegyptens Sa ladin (1187), sich Jerusalems wieder
zu bemächtigen, und nur seinen großen Eigenschaften
verdankte eö die heilige Stadt, wenn ein menschlicher
Sieger dort einzog. Zwar unternahmen auf diese
Schreckenskunde sogleich der römische Kaiser, Fried-
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Extrahierte Personennamen: Gottfried Balduin Konrad Konrad Ludwig Jerusalems
Extrahierte Ortsnamen: Limoges Ungarn Kleinasiens Jerusalem Asien Antiochia Frankreichs Jerusalem
ri ch der Rothbart, Richard Löwen Herz Englands,
und Philipp A n g u ft, Frankreichs König neue mäch-
tige Züge, ober Friedrich erkrank, und die andern un-
einig unter sich, richteten nichts aus. Nur Akkon oder
Ptolemais wurde mit Mühe gewonnen und eine Küsten-
strecke noch behauptet. Doch noch erstarb die Hoffnung
nicht. Ein neuer Haufen zog 1204 vor Constantinop'el,
um hier unterwegs einen abgesetzten Kaiser wieder ein-
zusetzen; nahm aber, da dieser die versprochenen Be-
lohnungen dafür nickt zahlen konnte, lieber selbst von
der Hauptstadt und dem Land Besitz, und errichtete
ein lateinisches oder fränkisches Kalserthum daselbst,
welches aber durch innere Schwäche schon 12ö1 wieder
dem alten osirömischen weichen mußte. Dagegen gelang
dem großen römischen Kaiser Friedrich Ii., obgleich vom
Kirchenbann gedrückt, und von den Christen selbst in
Palästina oft verrakhen, durch Vertrag Jerusalem und
die andern heiligen Orte zu gewinnen. Ueberhaupt
war im ersten Viertel des I3ten Jahrhunders die
Lust noch gar nicht erkaltet. Selbst Kinder wollten
Kreuzzug spielen, und wie man wohl im Lager vor
Ptolemais, kleine Sarazenen und Christenknaben hatte
gegen einander kämpfen lassen, so traten auch 1213
unter Einführung von Priestern 30j)00 französische und
20000 deutsche Knaben Kreuzzüge an, kamen aber,
zur Strafe ihrer Unbesonnenheit theils um, theils als
Sklaven nach Aegypten, Auch die Züge eines Königs
Andreas von Ungarn und des Grafen Wilhelm von
Holland (1217, 12.19) eroberten nur Damiette in
Aegypten, welches Land auch Ludwig der Heilige von
Frankreich (noch 1248) angrtff, aber geschlagen und
gefangen wurde. Nachdem er sich hier gelöset, blieb
er 1270 in einem Zuge gegen Tunis. Endlich fiel
auch 12()1 mit Ptolemais der letzte Rest des christli-
chen Königreichs in die Hände der Sarazenen zurück.
Sv hätten scheinbar diese Ungeheuern Unterneh-
mungen weiter nichts erlangt, als daß der Papst noch
fort und fort Bischöfe in partibus (infidelium) er-
nennen konnte? Sie hatten allerdings ungemeine Fol-
gen. Alle süd- und westeuropäischen Völker hatten
sich unter einander naher kennen lernen; ihr politischer
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Extrahierte Personennamen: Richard_Löwen Philipp_A Philipp Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Andreas_von_Ungarn Wilhelm Ludwig_der_Heilige Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Englands Frankreichs Akkon Palästina Jerusalem Holland Frankreich Tunis
fteti, den Lausitzen und eine Zeitlang auch mit Bran-
denburg.
Weit roher stand dagegen noch'rußland da,
zumal da es von den Mogolen überschwemmt worden
war, (1238) an deren Chans die russischen Großfür-
sien Tribut zahlen mußten. Doch konnte Großfürst
Alexander Newskoi von' Nowgorod, die Echwertbrüder
in Liestand schlagen (1241) und ein Iwan Wasilje-
witsch von Moskau aus (1462) allmahlig di? Macht,
der unter Timur noch furchtbarer gewordenen Mogolen,
brechen. Er erklärte das gerettete und erweiterte Ruß-
land auf einem Reichstage für untheilbar. — Dage«
gen war jetzt das griechische Kaiserthum seinem
völligen Untergange mit schnelleren Schritten als frü-
her entgegen gegangen. Zwar hatte das lateinische
Kaiserthum schon 12ö1 den griechischen Paläologen
wieder weichen müssen, allein bald mußten diese auch
die kleinasiatischen Provinzen den siegreich vordringenden
Türken oder Osmanen aufopfern, die 1327 zu Prusa
tn Bithynien unter ihrem Führer Orchan ihren Sitz
ausschlugen. Auch der Handelsneid der Penetianer
und Genuesen erregte viel Unheil tn Eonstantinoprl.
Endlich eroberten sogar Orchans' Söhne, Soliman
und Amurath, Gallipoli tn Europa, sodann Thrazien,
Thessalien, Macedonien und Bulgarien, und schlugen
ihren Sitz zu Adrianopel auf. Schon Bajazeth, (Ilde-
rim, der Blitz, beigenannt) Amuraths Sohn, »vürde
Constantinopel erobert haben, wäre nicht über den
Mächtigen ein noch mächtigerer, der mogoltsche Erobe-
rer Timur oder Tam.erlan gekommen, der schon auf
Bagdads Ruinen eine Pyramide von t)0000 Menschen-
schädeln als Denkmal seiner Siege errichtet hatte.
Dieser schlug in'der großen und blutigen Schlacht bei
Angora tn Kleinasien Bajazeth, und führte den Ge-
fangenen in einer vergitterten Sanfte mit sich herum.
Auch Johann Hunyad, Ungarns Reichsverweser, und
Castriota oder Skanderbeg von Epirus beschäftigten
die Türken eine Zeitlang. Umsonst hatten die griechi-
schen Kaiser, des Reiches Fall ahnend, vom Abendlanh
Hülfe ersieht, umsonst dafür Anscdließung an die ka-
tholische Kirche angeboten! Endlich zog Muhamed Ii.,
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Newskoi Alexander Kleinasien_Bajazeth Johann_Hunyad Johann Muhamed_Ii